Limbaži – ein altes Hansestädchen in Livland

Limbaži (deutsch: Lemsal) ist eine kleine Hansestadt in Lettland und auch die Hauptstadt des Landkreises Limbaži. Sie liegt nordöstlich von Riga und hat etwa 8.700 Einwohner. Wegen der vielen Flüsse und Seen besiedelten die Menschen diese Region schon um 1000 v. Chr. In Liepupe, Limbaži, Rozēni und Viļķene fand man Steinäxte, die auf frühe Siedler hinweisen.
Auf dem Gebiet des heutigen Limbaži befand sich im 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts das livische Land Metsepole. In der livischen Sprache bedeutet Metsepole „bewaldeter Ort” (mežaina vieta). Auch viele andere Wörter, insbesondere aus den Bereichen Fischerei und Seefahrt, entspringen der livischen Sprache. In Livland, dem heutigen Vidzeme, ist die Sprache ausgestorben. Nur noch in Mazirbe (Kurzeme) sprechen etwa 5-20 Personen Livisch.
Im Mittelalter war Limbaži wirtschaftlich von Riga abhängig. 1282 schloß Riga einen Vertrag mit Lübeck und trat so dem Hansebund bei. Limbaži war eine Transitstadt und hatte somit in den folgenden Jahrhunderten eine große Bedeutung für den Handel. Durch die Stadt führte eine der großen livischen Hauptstraßen nach Estland. Schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörten zum Hansebund neben Riga auch Cesis, Valmiera und Koknese. Bei einer Versammlung der Hansekaufleute 1368 in Stralsund wird Limbaži urkundlich erwähnt.
Burgruine von Limbaži
1233 ließ Bischof Albert eine Burg erbauen. Hier residierte in den folgenden Jahrhunderten der Rigaer Erzbischof und zog Handwerker und Kaufleute an. Die Ruine ist noch heute im Stadtzentrum zu sehen und eine der ältesten Festungsanlagen in Lettland. Gut erhalten ist der Turm, den man besichtigen kann.. Langsam entstand um die Burg herum ein Dorf, das 1385 das Stadtrecht bekam. Zum Schutz der Stadt wurden Verteidigungswälle errichtet. Limbaži trat nun dem Norddeutschen Kaufmannsbund bei und erlebte einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Nach Riga war Limbaži jetzt die zweitgrößte Stadt in Lettland. Da der Fluss Svētupe, der zur Stadt führte, Anfang des 16. Jahrhunderts versandete, sank die Bedeutung der Handelsmetropole, weil die Stadt zu Wasser nicht mehr erreichbar war. 1621 wurde Limbaži vom Schwedenkönig Gustav Adolph der Stadt Riga geschenkt. Die Stadt überstand den Nordischen Krieg unbeschadet, wurde aber von einer Feuersbrunst 1747 bis auf vier Häuser fast vollständig zerstört. Sie erholte sich nur langsam und erhielt 1877 die Unabhängigkeit von Riga zurück. Damit begann ein erneuter wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung. Baumaņu Kārlis (1835-1905, Komponist der lettischen Staatshymne) gründete die „lettische Unterhaltungsgesellschaft” zur Förderung von Kunst und Kultur. In der zweiten Hälfte des 19. Jhd. enstanden Handwerksbetriebe, erste Fabriken und Geschäfte.
Im historischen Zentrum von Limbaži stehen noch Wohnhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Reste der Stadtmauer sind in den mittelalterlichen Gassen bei Bauarbeiten gefunden worden.
Zentrum von Limbaži, 1838
Heute ist Limbaži die Partnerstadt von Anklam, Deutschland und nimmt jährlich an den „Hanseatic Days”, den Hansetagen unserer Zeit, teil. Am ersten Augustwochenende wird ein großes Stadtfest gefeiert, an der Burgruine kann man „alten” Handwerkern bei ihrer traditionellen Arbeit zuschauen und es gibt einen mittelalterlichen Markt auf der Burtnieku Straße.

In und um Limbaži gibt es interessante Ausflugs- und Erholungsmöglichkeiten, so zum Beispiel die Keramikwerkstätten von Ingrīda Žagata bzw. von Arnis Preiss. Das Museum in Limbaži informiert mit wechselnden Ausstellungen über die Geschichte der Region, das Museum „Pivälind“ in Staicele hat sich auf das Erbe der livischen Kultur spezialisiert, ebenso das Museum in Pale, hier gibt es Ausstellungen zum Thema „Wir Vidzemer – die Nachfahren der Liven“. Die Livische Opferhöhle bei Svētupe ist die  bedeutendste Kultstätte der Liven auf dem ehemaligen Gebiet Metsepole. Bei archäologischen Ausgrabungen fand man 628 Münzen und Altertümer. Die Höhle ist eine der längsten in Lettland.
Naturliebhabern sei der Naturpfad rund um den Lielezers (großer See von Limbaži) empfohlen. Der Lielezers ist ein schmaler, 4,3 km langer See, früher „Svētezers“ (heiliger See) genannt. Er war der letzte Abschnitt des Wasserweges Svētupe-Limbaži, den die Lastkähne früher benutzten. Der Naturpfad ist ein 3,6 km langer Pfad im Nordosten des Lielezers. Am Nordende des Sees steht ein Vogelbeobachtungsturm. Es gibt einen Kinderspielplatz, Picknickplätze mit WC und Bootsanlegeplätze. Über das Flüsschen Donaviņa führt eine Potonbrücke für Fußgänger.
Lielezers
Das Münchhausenmuseum in Dunte informiert über das Leben des Lügenbarons. Es gibt auf der Welt nur zwei Münchhausenmuseen – eins in Bodenwerder, Deutschland und das zweite in Dunte. Die Ausstellung umfasst Material über Münchhausens Lebensweg in Dunte, Haushaltsgegenstände des 18. Jhd. und die Wachsfigurenausstellung „hervorragende Personen der lettischen Geschichte“. Vom Museum führt der romantische „Waldpfad Münchhausens“ zum Meer und zurück. Der Pfad ist aus Espenholzplanken und mit 5,3 km der längste in Europa. Entlang des Pfades gibt es 32 Stationen, Ziel ist das Meer. Am Rande des Pfades befinden sich von Meisterhand gemachte Figuren – Waldtiere, ein Hirsch, ein Krokodil und das halbe Pferd, das in Münchhausens Erzählungen erwähnt wird, sowie Schaukeln und Bänke.
Eingang zum Waldpfad Münchhausens
Die Randu-Wiesen sind ein Abschnitt am Strand von Vidzeme von Ainaži bis Kuiviži und ein Paradies für Naturfreunde. Hier findet man seltene Pflanzenarten und es gibt einen Vogelbeobachtungsturm auf dem 1,5 km langen Naturpfad. 2006 wurde in Lettland auf dem Turm innerhalb 24 Stunden ununterbrochener Vogelbeobachtung der absolute Rekord erreicht: 114 Vogelarten waren zu sehen!

Interessant ist auch das Biosphärenreservat in Nordvidzeme, (Ziemeļvidzemes biosfēras rezervāts (ZBR)). Es ist das einzige in Lettland, das zu dem Umweltprogramm der UNESCO „der Mensch und die Biosphäre“ gehört. Seine Gesamtfläche beträgt

4744 km2, auf diesem Gebiet leben etwa 80 000 Menschen. Im Reservat befindet sich der viertbedeutendste Fluss, in dem Lachse laichen, die Salaca mit 95 km Länge. Im ZBR gibt es 900 Farne und Samenpflanzen, 40 Säugetier- und 170 Nistvögelarten, mehr als 10 Kriechtier- und Amphibienarten, sowie mehr als 40 Fischarten.

 

Tina Runce

 

Touristeninformationszentrum Limbaži
Burtnieku Straße 5, Limbaži
Tel.: 00371  64070608
E-mail: limbtic@apollo.lv
www.elimbazi.lv   und   www.limbazi.lv
skype: limbazu-tic

 

Museum von Limbaži  - im Gebäude des im 19. Jhd. gebauten Schlosses befindet sich das Heimatmuseum mit drei Ausstellungsräumen und dem Kunstsalon „Saloniņš”.
Burtnieku Straße 7, Tel.: 00371  640-70632  Geöffnet in der Saison Di-Sa 10-18, außerhalb der Saison Di-Sa. 10-17, Eintritt Ls 0,20/0,40

 

Livisches Museum „Pivälind“ Staicele, Lielā Straße 14, Tel.: 00371  640-35214,  26811827   Öffnungszeiten: Februar-Mai 11-18 Uhr, Juni/Juli 10-16 Uhr, Eintritt Ls 0,20 / 0,30

 

Heimatmuseum der Gemeinde Pāle –Gemeinde Pāle, Kalnakrogs, Tel.: 00371 26539080 Geöffnet Do 10-16, in der Saison auch Sa 12-16, Eintritt Ls 0,20 / 0,40

 

Münchhausenmuseum Dunte, Gemeinde Liepupe, Landkreis Limbaži.
Tel.: 00371 64065633 Geöffnet Mi-So. 10-17, Eintritt Ls 1,00/0,50  www.minhauzens.lv

 

Keramikwerkstatt „Cepļi” von Ingrīda Žagata – traditionelle Töpfermeisterwerkstatt. Es besteht die Möglichkeit, am Töpfern teilzunehmen.
Gemeinde Skulte, „Cepļi”, Tel.: 00371 29234867,  64065616, E-Mail: cepli@tvnet.lv

 

Keramikwerkstatt von Arnis Preiss – In der Werkstatt des Töpfers Arnis Preiss gibt es die Möglichkeit, bei der Arbeit zuzusehen, die Ausstellung zu besichtigen und Gefäße zu kaufen. Bei schönem Wetter kann man neben dem offenen Brennofen Lagerfeuer machen. Besucher müssen sich vorher anmelden.
Tel.: 00371 29783447,  64065624, E-Mail: arnis.preiss@tvnet.lv   Eintritt: 0,50 Ls

 

ZBR Verwaltungszentrum in Salacgrīva
Rīgas Straße 10a,  LV-4033 Salacgrīva,  Landkreis Limbaži, Tel.: 00371 64071408,
Fax.: 64071407, E-Mail: biosfera@biosfera.gov.lv, homepage: www.biosfera.gov.lv